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Punkrock, Bier und Politik

„Ich bin ein alter Sack, aber ich kann sagen: ich war dabei!“, sagt Attila the Stockbroker. Wir sitzen eine Stunde vor dem Auftritt des 64-jährigen Punkpoeten und Musikers im Schanigarten des Wiener Chelsea. „Dabei“ war er beim Beginn von Punk Ende der 1970er Jahre, als er an der Uni Französisch als Fach belegte. Tatsächlich habe er aber Punkrock studiert, erzählt er lachend. Attila, der als John Baine 1957 geboren wurde, spricht Deutsch. Er sei kein „Inselaffe“, sondern der einzige Engländer, der sich für Fremdsprachen interessiere. Er hoffe, dass ich keine langweiligen Fragen stelle, sagt er grinsend. Journalisten, die ihn nach seinen Einflüssen fragen, seien furchtbar. „Punkrock, klassische Musik, Laibach, Gedichte und Bier – und Fußball natürlich“, beantwortet er sogleich die nicht gestellte Frage. Das vor ihm am Tisch stehende Weizenbier scheint ihm zu schmecken. Immer wieder hält Attila inmitten seiner Anekdoten aus mehr als 40 Jahren auf der Bühne, in besetzten Häusern oder als musikalische Unterstützung von Streiks inne und trinkt.
Neben Musik und Politik ist Fußball sein Lebensinhalt. Später, während des Konzerts, wird er sich mehrmals über die Spielstände seines Vereins Brighton & Hove sowie jenem des Wiener Sport-Clubs erkundigen. Dass letzterer just am Abend seines Wien-Auftritts spielt, ärgert Attila. Einige der Anhänger wären sonst wohl zu ihm gekommen – außerdem hätte er selbst gern mal den Sport-Club spielen gesehen. Er nimmt einen Schluck Bier und schimpft über jene seiner Landsleute, die Tories wählen, obwohl diese sie im Winter frieren lassen werden. „Ich hoffe, dass es einen Generalstreik gibt“, sagt Attila. Allerdings sei er zu alt, um den anderen zu sagen, was zu tun sei. Dann beendet er das Gespräch. Er ist hungrig und möchte vor dem Auftritt noch im Weinhaus Sittl schräg gegenüber speisen.
(Wien/sl)

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