Zum Inhalt springen

Streik statt Stress

Die Frau am Trenitalia-Schalter gibt freundlich Auskunft: Ob der Regionalzug von Padua nach Venedig am nächsten Tag startet, weiß die Bahn erst ein paar Minuten vor der geplanten Abfahrt, erklärt sie. Wir bedanken uns ebenso freundlich für die Auskunft. Die Angestellte schaut etwas überrascht – als hätte sie Unmut erwartet. In Italien ist Bahnstreik und wir müssen nach Hause fahren. Weshalb gestreikt wird, ist nirgendwo zu erfahren, aber sie werden schon ihre Gründe haben. Wir wiederum haben es nicht eilig, den Urlaub zu beenden und in unsere Jobs zurückzukehren. Kein Grund für Unfreundlichkeit also.
Leider finden sich aber auch keine Ausreden dafür, den Aufenthalt zu verlängern. Denn Busse fahren, und einer davon bringt uns am nächsten Tag von einem Ort zum nächsten. Dort startet dann der vom Streik ausgenommene ÖBB-Zug brav, pünktlich und ohne transnationale Streiksolidarität.
Am Bahnhof von Mestre ist viel los. Die meisten verhinderten Reisenden erfahren wohl erst jetzt, dass nur ein paar Züge gehen. Aber auch hier ist die Stimmung entspannt. Vor den Trenitalia-Infoständen bilden sich geduldig wartende Menschenschlangen. Die Kolleg:innen bei den Imbissständen haben vermutlich mehr zu tun als sonst und wirken etwas gestresst. Vielleicht sollten sie auch mal die Arbeit niederlegen.
(Padua, Venedig/sl)

Instagram