Zum Inhalt springen

Badetag

Kaum lehne ich mich am Geländer an, schießen aus dem Schilf mehrere Schuppenkarpfen hervor. Sie steuern auf meine Position zu. Streifen, durchstoßen die schimmernde Wasseroberfläche. Manche werfen mir einen Schmatzer zu. Tauchen wieder ab. Aber wie im letzten Sommer drehen sie auch heuer bloß ihre Bahnen unterm Steg. Als warteten sie darauf, dass ein von der Sonne kross gegarter Pensionist bäuchlings ins Wasser fiele. Oder eben ich. Davon hätten alle sechs, acht Fische was.
Auf der anderen Seite des Stegs schwimmt eine Schwanenfamilie entlang des Ufers. Ein Elternteil schwimmt voraus. Schräg dahinter, als Ordner der Brut, treibt der andere Elternteil. Eine Viertelstunde später sind sie an Land. Das Paar hat seine Köpfe gestreckt und die Flügel weit geöffnet zum Schütteln. Eine Feder liegt im Gras, zwei Schritte vor den ruhenden Vögeln. Eines der alten Tiere schaut den Teenager an, der die Feder gern hätte.
Eine Jolle gleitet vorbei. Eine Wolke schwebt hinweg. Glänzende Köpfe treiben herum. Glitzernde Wampen brutzeln dahin.
Irgendwann ab zehn oder elf Uhr vormittags rennt im Bistro „Donaubrise“ die Fritteuse. Zwischen Kaffee und Bier trinkenden Senior:innen essen dann Jugendliche Pommes und trinken Eistee. Ich schniefe über einer großen Tasse Melange. Eine elegante Frau am Tisch gegenüber lernt gerade den Text für ein Theaterstück. Sie bietet mir Taschentücher an: „Männer denken an sowas ned. Erst sinds die Mütter und später die Partnerinnen.“ Ich kichere verlegen und frage mich, ob sie mich adoptieren oder anmachen will.
(Wien/zs)

Instagram