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Finwazwantsg

Es wäre ja auch zu schön gewesen: keine Lamas in Meidling; weder Bären noch Kühe im Innviertel; der Kaffee köstlich, die Polizistin und ihr Kollege in Passau zügig (!); der Spross im Ruheabteil überraschend ruhig dank Pumuckl-Hörspielen und Clips der „Sendung mit der Maus“. Als der ICE 28 dann Nürnberg Hauptbahnhof ansteuert, lasse ich mich zu einer optimistischen Nachricht hinreißen: „Wir werden wohl pünktlich ankommen“, schreibe ich in den Familienchat. Herzchen von der Baba in Kroatien, Daumenhoch vom Neffen am Zielort.
„Verschreis nicht“, meint die Kindsmutter über den Gang hinweg. Ich grinse, nehme es wie die x-te unverständliche Durchsage – „Wardatt Deutsch oda Englisch?“ – als Running Gag. Wardatt trägt übrigens weiße Socken zu braunen Sandalen und schwarzen Jeans, die Gattin schwarze Socken zu grauen Sandalen und schwarzen Leggins.
Mit Fremdsprachenkenntnissen ist man im Vorteil, kann sich die Infos zusammenreimen. „Watt?“, fragt Wardatt und die Gattin antwortet „Weichenstörung.“
Eine Sitznachbarin fragt: „Was hadder gesacht, wie viel Verschpädung? Zwandsisch Minude? Pfirtsch?“
„Finwazwantsg.“
Deutsche Schnellzüge werden ja nicht nur durchnummeriert, sondern auch nach Städten benannt, und ich taufe unseren spontan Babel. „Finwazwantsg“ zählt hier wahrscheinlich als pünktlich.
„Das Problem hat er immer“, sagt die Gattin.
„Solang er sich bewecht is dat ja kein Thema“, entgegnet Wardatt. Die Worte „hundertfuffzichtausend kranke Weichen“ entfleuchen seinen grinsenden Lippen. Und aus den polyglotten Boxen tönt „Riedschnl Trän.“
Im Ruheabteil gibts endlich was zum Raunzen. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn nicht.
(Mainfranken/zs)

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