Es ist nicht ganz einfach, zur Kreuzung Chicago Avenue und 38. Straße im Süden von Minneapolis zu gelangen. Busse, die früher hier hielten, fahren jetzt ein paar Blocks weiter. An einem heißen Spätsommernachmittag nähern wir uns langsam von Norden her der Ecke, Straße für Straße. Bereits von weitem ist zu erkennen, dass man zu einem speziellen Ort kommt. In der Mitte der zu der Kreuzung führenden Straßen ragt jeweils eine etwa drei Meter hohe Faustskulptur in die Höhe. Dann immer mehr Plakate und Graffiti an Mauern und Zäunen. Auf die Straße sind Namen geschrieben. Etwas weiter vorne stehen Gedenktafeln, Blumengestecke türmen sich. Genau hier, direkt vor dem kleinen Laden, wurde im Mai 2020 George Floyd getötet.
Es ist ruhig. Während der wochenlangen Proteste vor fast dreieinhalb Jahren funktionierten Bewohner:innen und Demonstrant:innen die Kreuzung zu einem Gedenkort um. Autos schleichen nur im Schritttempo vorbei. Vereinzelt stehen Menschen herum und betrachten Poster und Fotos. An der Tür des Ladens, der jetzt nicht mehr „Cup Foods“, sondern „Unity Foods“ heißt, hängt ein großes Schild: „Under new management“. Wohl auch eine Sicherheitsmaßnahme – immerhin hatten die Angestellten des Geschäfts durch einen Anruf bei der Polizei die Ereignisse damals ausgelöst.
Die Tankstelle gegenüber dem Shop ist während der Proteste ausgebrannt. Auf den Überresten prangen Parolen. Eine junge Frau sammelt Spenden für eine Familie, die in einer Baracke gleich nebenan wohnt.
Der „George Floyd Place“ ist Gedenkstätte, aber auch ein Ort, der den Widerstand gegen rassistische Behördenpraxis am Leben halten soll. Polizei ist nicht erwünscht im „Free State of George Floyd“, wie diese Ecke der Stadt genannt wird – und sie hält sich tatsächlich fern. Auch das trägt zu dem speziellen Gefühl hier bei.
(Minneapolis/sl)