„Seid ihr auf der Fair gewesen?“, fragt der Taxifahrer und ergänzt, als wir bejahen: „Man riecht es.“ Es ist eine komplexe Mischung aus Bratfetten, die der Mann wahrnimmt. Die Minnesota State Fair ist ein zweiwöchiges Volksfest, in dessen Zentrum der Konsum frittierter Nahrungsmittel steht: Essiggürkchen, Schokoriegel, Käse, Donuts – alles wird in heißes Öl geworfen.
Das Gelände ist riesig. Jenseits des Kulinarischen bietet die zweitgrößte Veranstaltung dieser Art in den USA technische, landwirtschaftliche und menschliche Attraktionen. Traktoren und Pickup-Trucks kann man bestaunen und gleich auch kaufen. Zuchtverbände präsentieren ihre pflanzlichen und tierischen Prachtstücke. Hier gibt es Riesenkürbisse, da prächtige Zuckerrüben, dort drüben das größte Schwein des Jahres. Im „Miracle of Birth“-Stall warten trächtige Tiere auf ihren Nachwuchs – begafft von hunderten Menschen.
Dann lieber zu den allzumenschlichen Kuriositäten. Jährlich wählt eine Jury die Butterprinzessin. Die Kriterien sind unseren einheimischen Gastgebern unbekannt. Interessanter sind ohnehin die Ergebnisse dieses Fettbewerbs. Täglich schnitzt eine Bildhauerin das Antlitz einer Finalistin aus einem 40-Kilo-Butterblock. Am Ende des Fair dürfen die Glücklichen ihre zuvor in einer Kühlvitrine ausgestellten Butterköpfe mit nach Hause nehmen.
Je später der Abend, desto mehr Menschen schieben sich zwischen den Essensständen und Fahrgeschäften zu den kleinen und großen Bühnen. Bier mit Donut-Geschmack. Riesenradkabinen und Sessellifte schweben über dem Gelände. Corndogs. Lärm von allen Seiten. Der Meat-Loaf-Band lauschen wir nur ein paar Songs lang. Dann schnell noch zum Stand mit den frittierten Candy Bars. Denn obwohl der Trubel immer größer wird – gegen 22 Uhr ist alles vorbei. Am nächsten Tag frühmorgens wird das Öl aber wieder erhitzt.
(Saint Paul/sl)