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Ein Vormittag am Max-Winter-Platz

Im „Café am Park“ ist nicht viel los an diesem Julivormittag. Die wenigen Schattenplätze sind besetzt. Ein Mann telefoniert. Die beiden anderen Gäste beschäftigen sich mit ihren Zeitungen und Kaffees. Hin und wieder fährt ein Auto vorüber. Eine Frau mahnt ihren Hund zur Eile. Vom Spielplatz in der Mitte des Max-Winter-Platzes, wo dieser ein Park ist, dringt Kinderkreischen herüber.
An einer anderen Ecke des Platzes findet man den „Wintergarten“, eine Einrichtung der Heilsarmee. Max Winter hätte sich nun wohl als Obdachloser verkleidet und als vermeintlicher Klient darüber berichtet, was sich hier tut. Ich verkleide mich nicht, sondern spreche eine der Sozialarbeiterinnen an, die gerade ihre Pause im Baumschatten verbringt. Während mir Barbara freundlich Auskunft gibt, gesellen sich Martin und Claudia zu uns. Auch sie arbeiten hier. Klient:innen seien heute keine da, sagen sie. An drei Nachmittagen in der Woche herrsche aber reger Betrieb im „Wintergarten“. Kurz gefasst unterstützen sie psychisch kranke Obdachlose dabei „wieder wohnen zu lernen“, so Barbara. Sie beraten und bieten Aktivitäten und Projekte an. Eines davon ist der Minigarten direkt neben dem Gehsteig.
Martin zeigt mir die Räumlichkeiten. An den Wänden hängen Bilder, die von Klient:innen gemalt wurden. Die Empfangstheke ist ebenso ein Upcycling-Produkt wie die Garderobe – alles von und mit Leuten gemacht, die hier ein- und ausgehen, erklärt er. Martin ist ein sogenannter Peer. Früher selbst obdachlos, hat er einen Kurs und Praktika absolviert. „Die Peer-Ausbildung war ein Pilotprojekt“, erzählt er, „als ich angefangen habe, hat niemand gewusst, ob man auch einen Job bekommt.“ Nun arbeitet Martin schon seit anderthalb Jahren im „Wintergarten“, wo er seine Erfahrungen und sein Wissen an jene weitergibt, die den Schritt aus der Wohnungslosigkeit schaffen wollen.
(Wien/sl)

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