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Für Frieden und Waffen

Zunächst ist es fast still am Heldenplatz, obwohl schon hunderte, vielleicht tausende Menschen versammelt sind. Doch die meisten schweigen oder unterhalten sich ruhig. Es ist Sonntag, kurz nach 20 Uhr, wenige Tage, nachdem russische Truppen in die Ukraine eingedrungen sind. Viele haben Kerzen mitgebracht, denn die Veranstalter der Kundgebung hatten zu einem Lichtermeer gegen den Krieg aufgerufen. Zunächst vereinzelte, dann immer mehr blau-gelbe Fahnen. Auf das Äußere Burgtor wirft ein Beamer die ukrainischen Nationalfarben. Plötzlich beginnt eine junge Frau zu schreien, dutzende Stimmen rund um sie antworten. Sprechchöre wechseln einander ab. Einige von denen, die Ukrainisch nicht verstehen, lassen sich die Worte erklären. Neben Sprüchen gegen Putin dringt das nationalistische „Slava Ukraini! Heroiam slava!“ nun aus vielen Kehlen.
Immer mehr Fahnen und Schilder sind jetzt zu sehen. „Ich bin Russin und ich will keinen Krieg“, steht auf einem. Ansonsten herrschen die Farben blau und gelb vor. Viele verlangen auf ihren Tafeln schlicht ein Ende des Krieges. Doch man liest auch Forderungen nach einem Eingreifen der NATO oder nach Waffenlieferungen. Am Nachmittag dieses Tages hatte der deutsche Bundestag ein militärisches Sonderbudget beschlossen. „€ 100 Billion for German Defence! How much for Ukraine?“ hat jemand auf ein Stück Karton gekritzelt.
Ein „Schweigen der Waffen” hingegen fordert ein Vertreter der seit Jahrzehnten aktiven Wiener Friedensbewegung auf seinen Flugblättern. Diese verteilt er zu Beginn der Kundgebung am Eingang zum Heldenplatz-Areal. „Der Völkerrechtsbruch Russlands ist klar zu verurteilen“, ist da zu lesen, „wie auch die Völkerrechtsbrüche der NATO-Staaten in der Vergangenheit.“
(Wien/sl)

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