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Nada

Ich gehe die Gasse entlang, um mich herum Vogelgezwitscher, das Plätschern von Wasser. Darauf folgt metallisches Wummern wie von einem UFO. US-amerikanische Tanzmusik der 1940er dudelt da und dort im Hintergrund. Dann bleibe ich ruckartig stehen, weil mich der Hund am anderen Ende der Leine zurückhält. Ich mache eine Pause – wie das Gezwitscher, dann das Wasser, das Wummern und die Musik. Eine Zumutung nannte das der Regisseur im Vorgespräch – oder ging es da um die Musik des Autors? Hörspiele sind weder Charts noch Playlists oder Verkehrsmeldungen. Man muss ihnen aufmerksam zuhören, will man ihnen folgen. Ich treibe den Hund an.
Als ich aufsehe, reiße ich ihn unwillkürlich zurück. Im Durchgang zwischen den Vorgärten, dieser kurzen Fußgängerzone irgendwo in Penzing, ist nichts. Das heißt, da ist schon etwas: Asphalt und Blätter und Dreck und ein Grafitti-Tag am Tor linker Hand und beiderseits Hecken und Bäume – aber eben auch nichts, nada. Keine Baucontainer mehr mit Plumpsklo im Anschluss. Wann haben die die Schnupfenbox entfernt? Es ist doch Winter. Was macht der Security und wo setzen die den jungen Mediziner ein, der so stressfrei Kinder testete?
Gezwitscher, Wasser, Wummern, Musik, eine Frauenstimme, die durchwegs als Erzählerin auftritt. Wir nehmen die nächste rechts. Quasi quer, wie der quer gedruckte Text übers Nichts, den die Erzählerin dem Regisseur schenkte, den sie gemeinsam vertonten.
Am Eck ist ein Wirt, der gerne ein Bobolokal wäre. Da trinken sie fancy Kaffee und tragen Rollkragenpullis und sitzen zu eng mit zu vielen Leuten auf zu kleinen Sesseln an zu kleinen Tischen. Die Straße trennt den Wirten von der Tankstelle. Da stehen vor der Budl zerfurchte Gesichter in Trainingsanzügen und abgewetzter Arbeitskleidung. Sie schauen abschätzig rüber und trinken Bier. Mit Abstand. Nichts haben sie mit dem Wirten gemein.
(Wien/mm)

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