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Rom, Herbst, 8 Uhr morgens

Um 8 Uhr morgens ist die Terrazza del Pincio noch menschenleer. Nur ein Schwarm Halsbandsittiche lässt sich mit schrillem Geschrei in den Kronen der Zypressen nieder. Der Schnulzensänger, der tagsüber die Touristen mit italienischem Liedgut beglückt, kommt wie diese erst später, obwohl der bekannteste Ausblick über die Stadt, in lavendelfarbenes Licht getaucht, sogar die Coca-Cola-Werbung über der Piazza del Popolo schön erscheinen lässt.
Ein paar hundert Meter weiter eilen vor allem Einheimische über die Spanische Treppe zur Arbeit. Man erkennt sie an ihrer Kleidung: Daunenjacken und Stiefel, trotz fast 16 Grad; die Touristen frösteln in T-Shirt und Pullover. Die Polizisten, die an der Piazza di Spagna das historische Ensemble bewachen sollten, trinken in der Bar beim U-Bahn-Eingang noch einen Espresso.
Die Hoffnung, auch der Platz vor dem Trevi-Brunnen wäre noch nicht überlaufen, war vergebens. Die Massen drängen sich; auch hier Polizisten, die mit ihren Trillerpfeifen jeden vertreiben, der sich an der Brunnenumrandung anlehnen will. Ein paar Schritte weiter herrscht in der Via del Tritone werktäglicher Berufsverkehr. In einer Seitengasse dehnt eine Joggerin mit Mütze und Handschuhen ihre Beinmuskeln an einer barocken Balustrade, ohne einen Blick für all die Schönheit ringsum.
(Rom/sf)

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